
ESG: Wenn Standards fehlen, hilft nur eigenes Handeln
ESG hat ein Imageproblem. Viele Diskussionen der Immobilienwirtschaft kreisen um Regularien, Dokumentationspflichten und fehlende Standards. Das wirkt ermüdend und erzeugt den Eindruck, als sei ESG vor allem eine Belastung. Einige Marktteilnehmer warten ab, andere hoffen sogar auf geringere Bedeutung. Diese Entwicklung zeigt, wie weit sich der Diskurs von der ursprünglichen Idee entfernt hat.
Für die Wohngroup ist ESG kein Trend. Nachhaltige Produkte und ein nachhaltiger Unternehmensalltag gehören seit Jahren zu unserem Selbstverständnis und das lange bevor ESG-Kategorien, Taxonomie-Kriterien oder umfangreiche Reportingpflichten in der Branche allgegenwärtig wurden. Nachhaltigkeit ist für uns kein Zusatz, sondern Bestandteil jeder Projektentscheidung, weil sie langfristige Wertstabilität schafft.
Die Studienlage zeigt dagegen ein anderes Marktbild. Laut CREM Trendstudie 2024 geben nur etwas mehr als 30 Prozent der Befragten ESG-Maßnahmen einen höheren Stellenwert in ihren Budgets. Die Mehrheit bleibt bei punktuellen Anpassungen. Die Ausarbeitung Emerging Trends in Real Estate Europe 2025 von PwC beschreibt zudem eine Branche, die durch fehlende Standards, geringe Transparenz und wirtschaftlichen Druck in eine abwartende Haltung rutscht. Die Folge ist Zurückhaltung statt Weiterentwicklung.
Auch thematisch bleibt ESG häufig einseitig. Das ‚E‘ dominiert die Diskussion, während soziale und Governance-Aspekte selten systematisch betrachtet werden. Wer jedoch ausschließlich energetisch optimiert, übersieht, dass soziale Strukturen, Nutzungskonzepte, Bewirtschaftung und Betrieb ebenso wichtig für die Zukunftsfähigkeit eines Projektes sind. In der Wohngroup ist dieser breitere ESG-Begriff nicht theoretisch, sondern gelebte Praxis und zwar in allen Bereichen der Projektentwicklung und im Unternehmensalltag. „Wir haben nicht gewartet, bis ESG zum Pflichtprogramm wurde. Wir haben es in unsere Arbeitsweise integriert, lange bevor darüber diskutiert wurde. Für uns ist ESG kein Label, sondern tägliche Praxis“, so Sophie Pallaske, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der WOHNGROUP.
Im Europakarree entsteht gemeinsam mit der Lebenshilfe Erfurt ein Integrationsprojekt mit Nachbarschaftstreff und Café. Im Projekt alfredu Erfurt prägt der Pflegedienst valde vita Franke & Müller als Hauptmieter die soziale Ausrichtung des Standortes. Solche Partnerschaften sind bewusst gewählt, weil sie das Umfeld stärken und das Projekt im Quartier verankern. Wir suchen nach materialgesunden Angeboten, gehen damit über Mindeststandards hinaus: So wird bei uns beispielsweise Vinyl in neuen Projekten durch Bio-Bodenbeläge ersetzt, weil dies im Betrieb gesünder, langlebiger und ressourcenschonender ist. Alle neuen Projekte der WOHNGROUP werden nach Effizienzhaus-40-Standard geplant. Im HeinrichsQuartier läuft zudem die zweite Prüfphase der DGNB-Zertifizierung – ein Schritt, der unsere Qualitätsansprüche transparent macht und bereits in frühen Planungsphasen verankert wurde. Am Firmensitz laden wir unsere E- und Hybridfahrzeugflotte über die eigene Photovoltaik-Anlage. Damit wird betriebliche Mobilität unmittelbar mit einer ressourcenschonenden Energieversorgung verknüpft.
Diese Beispiele zeigen, dass ESG für uns nicht aus Berichten, Zertifikaten oder Pflichtfeldern entsteht, sondern aus Entscheidungen, die täglich getroffen werden. Ein oft zitiertes Beispiel ist der Bollerwagen. Vor Jahren als Geschenkidee zum Einzug aus einem praktischen Bedarf heraus entstanden, nicht als Maßnahme für ein ESG-Reporting, ist genau eine solche Lösung die sichtbar macht, dass Nachhaltigkeit nicht im Dokument beginnt, sondern im Projektalltag.
Während große Teile des Marktes weiter über Vorgaben sprechen, arbeiten wir an der Umsetzung. Unsere ESG-Ziele bilden dabei die Grundlage unserer Strategie: wirtschaftlich tragfähige, ressourcenschonend entwickelte und sozial funktionale Immobilien, die sich langfristig behaupten. Wir sind davon überzeugt, dass ESG nicht verschwindet. Für uns steht fest: Wir entwickeln nachhaltige Produkte weiter – mit einem klaren Anspruch an Qualität, Alltagstauglichkeit und langfristige Wertstabilität.
Quellen:
https://www.pwc.de/de/real-estate/emerging-trends-in-real-estate.html
https://blog.dgnb.de/das-s-in-esg-messbar-machen-studie-von-dgnb-und-gif-gestartet/